Innovative Antworten auf drängende Fragen

Das Projekt YEEES vernetzt Hochschulen in Deutschland und dem südlichen Afrika in Lehre und Forschung. So trafen sich Studierende aus allen Partnerländern zu Camps, um Lösungen etwa für Sozialunternehmen zu entwickeln.

YEEES Camp Südafrika

„Wir wollen Lehrende ermutigen, neue didaktische Wege zu erkunden und Formate zu entwickeln, die über die reine Wissensvermittlung hinausgehen“, sagt Jantje Halberstadt von der Universität Vechta. Die Professorin für Ökonomie der Nachhaltigkeit leitet das Projekt „YEEES“. Der Name steht für „Yields of evocative entrepreneurial approaches for environment and society“ und lässt zugleich die sanfte, langgezogene Aussprache des Wortes „yes“ in Südafrika anklingen.

Prof. Dr. Jantje Halberstadt

Der DAAD fördert die Zusammenarbeit von sieben Hochschulen in Deutschland, Mosambik, Namibia und Südafrika mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Gemeinsam wollen die Partnerinstitutionen die internationale Zusammenarbeit in Lehre und Forschung stärken. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung innovativer Lösungen für Fragen an der Schnittstelle von Entrepreneurship und Nachhaltigkeit. Dazu werden Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) eingesetzt. „Informationen sind im Internet reichlich verfügbar. Wichtig ist aber, die relevanten darunter zu erkennen“, sagt Jantje Halberstadt. Diese Fähigkeit sowie interkulturelle Kompetenzen und andere Soft Skills will YEEES fördern.

Bildung, Sicherheit, Kampf gegen Armut

Ein besonders sichtbares Element des Projekts sind die jährlichen „Sustainability Camps“, bei denen Studierende aus allen beteiligten Ländern vier Wochen lang gemeinsam an Lösungen für resiliente Entwicklung arbeiten. Es geht um Bildung, Mobilität, Sicherheit oder die Bekämpfung von Armut. Die Teilnehmenden aus Deutschland und dem südlichen Afrika haben während der Camps bereits zahlreiche praktische Impulse vor Ort gegeben.

So schulten sie Markthändlerinnen und -händler in Buchhaltung, damit diese ihren Lagerbestand besser im Blick haben und Preise gezielter kalkulieren können. Sie unterstützten einen Gründer aus Mosambik, der Blechdosen recyceln wollte. Gemeinsam mit den Teilnehmenden des Camps fand er einen Weg, aus dieser Idee für mehr Nachhaltigkeit ein tragfähiges Geschäftsmodell zu machen. In Südafrika entwickelte das Camp ein Konzept, wie in Schulen ländlicher und ärmerer Gemeinden Programmierclubs eingerichtet werden können. Dazu forschten die Teilnehmenden an Spiele-basierten Ansätzen zur Vermittlung von Computerkenntnissen. In Namibia entstand eine kulturelle Stadtführung, deren Gewinne an die Menschen in der Nachbarschaft fließen. Alle Geschäftsideen, die bei den Camps entstanden, wurden im Anschluss lokalen Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vorgestellt – so wuchsen auch neue Netzwerke.

Zusammenkommen beim digitalen Camp

Seit dem Start des Projekts 2016 haben an den Camps in Deutschland, Mosambik, Namibia und Südafrika 150 Studierende und 20 Lehrende teilgenommen. „Das YEEES-Projekt ist Katalysator für die Förderung lösungsorientierten Denkens und Handelns“, sagt Shaun Bissett, der von Mosambik aus die Aktivitäten des Trainingszentrums von YEEES in Afrika koordiniert. „Außerdem hat YEEES zur Gründung des Entrepreneurship Hub an der Universidade Save hier in Mosambik beigetragen.“

Shaun Bissett Mosambik

Persönliche Begegnungen vor Ort und fachliche Netzwerke prägen die Arbeit von YEEES. Umso stärker ist das Projekt von der Corona-Pandemie betroffen. „Die Schulen und Universitäten in Mosambik sind seit März geschlossen“, so Shaun Bissett. „Es ist nicht absehbar, wann der Lehrbetrieb weitergeht.“ Ähnlich ist die Situation in den anderen Partnerländern. Daher wird derzeit an virtuellen Formaten gearbeitet. Auch das Camp wird erstmals in einer digitalen Version getestet. Jantje Halberstadt ist optimistisch: „Nun müssen wir eben selbst unternehmerisch handeln und angesichts der Herausforderungen Chancen für die Entwicklung tragfähiger Lösungen sehen. Mit unseren engagierten Partnerinnen und Partnern im YEEES-Netzwerk bekommen wir das hin.“

 

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