Integra: Feedback und Resonanzen – eine Erfolgsgeschichte

Drei Studierende blättern in einer Broschüre auf dem Gang der Universität.

Das Integra-Programm kann auf viele kleine und große Erfolgsgeschichten zurückblicken. Einen Überblick geben die nachfolgenden Eindrücke und Statements.

Enorme Resonanz auf das Programm

– Leiterin der Hochschulprogramm für Flüchtlinge, Katharina Fourier (DAAD)

„Es ist sehr beeindruckend, in welch kurzer Zeit es den Universitäten und Hochschulen gelungen ist, Programme für Geflüchtete zu etablieren“, sagt Katharina Fourier, Leiterin des Referats „Hochschulprogramme für Flüchtlinge“ im DAAD. Viele Universitäten und Hochschulen seien sehr erfahren mit internationalen Studierenden und hätten ihre Strukturen ausgeweitet und angepasst, andere hätten schnell auf die veränderten Anforderungen reagiert und Programme entworfen. Integra unterstützt derzeit 166 Projekte an 59 Fachhochschulen, 68 Universitäten, an Pädagogischen Hochschulen und Kunsthochschulen, sowie an 39 Studienkollegs. Seit Beginn des Integra-Programms im Jahr 2016 konnten bereits 6.806 Plätze an Geflüchtete zur Vorbereitung auf ein Studium vergeben werden. Die Integra-Förderung an Universitäten und Hochschulen liegt bei monatlich 420 Euro pro Person.

An Träumen festhalten dürfen

– eine persönliche Integrationsgeschichte

Wenn Ibrahim Omar von seinem Traum erzählt, wird seine Stimme weich. „Ich will Arzt werden, am liebsten Kardiologe“, sagt der 18 Jahre alte syrische Kurde. „Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr mein Studium aufnehmen kann.“ Als Ibrahim Omar vor sechs Monaten mit seinem Bruder aus Damaskus flüchtete, war sein Traum in weite Ferne gerückt. Sein Medizinstudium hatte er nach nur einem Monat wegen des Bürgerkriegs abbrechen müssen; als er in Deutschland ankam, sprach er kein Wort Deutsch. Doch er lernte so schnell, dass er seit dem Sommersemester 2016 im Rahmen des neuen DAAD-Förderprogramms „Integration von Flüchtlingen ins Fachstudium“ (Integra) mit 24 weiteren Geflüchteten einen Deutschkurs am Fachsprachenzentrum der Leibniz Universität Hannover besuchen und sich auf die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH) vorbereiten kann. „Ich bin hier sehr glücklich und froh“, sagt Omar.


Den Status Flüchtling aus dem Fokus rücken

– Leibniz Universität Hannover

Die Leibniz Universität hat sich vorgenommen, den Status „Flüchtling“ möglichst schnell aus dem Fokus zu rücken. Daher lernen Geflüchtete an der Universität mit internationalen Studierenden gemeinsam. „Wir haben selbstzahlende ausländische Studierende beispielsweise aus Argentinien, Ägypten, China, Indien, Japan, Polen und Russland und Geflüchtete aus Syrien, dem Südsudan, Irak und Iran in unseren Kursen“, sagt Kurskoordinator Hubert Fleddermann. Der Syrer Ahmad Abu Shehab schätzt diese Internationalität: „Wir sind hier ein festes Netzwerk von Menschen aus der ganzen Welt. Das motiviert mich und ist eine große Chance, immer mehr zu lernen.“ Studierte Shehab in Syrien Englische Literatur, visiert er nun „etwas Praktisches“ an: Mechatronik.

Das Studium hat sich etabliert

Duales Studium in Mannheim – Duale Hochschule Baden-Württemberg

Deutsch und Englisch, Mathematik und Orientierungskurse stehen für 14 Geflüchtete aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Gambia und Somalia seit einigen Monaten in Mannheim auf dem Stundenplan. An drei von 12 Standorten bereitet die Duale Hochschule Baden-Württemberg auch aus Mitteln des Integra-Programms studierfähige Geflüchtete auf ein Duales Studium vor. In Mannheim besteht die engste Unternehmenskooperation der Hochschule mit dem Softwarehersteller SAP. Er hat 13 junge Männer und eine Frau ausgewählt und will sie in eine Ausbildung übernehmen, wenn sie in den Vorbereitungskursen bis September erfolgreich sind. SAP übernimmt auch einen Teil der Kosten für das Programm. „Unser Projekt ist ein Pilot“, sagt Studiendekan Professor Clemens Martin.

Ursprünglich hatten sich die Verantwortlichen keine große Hoffnung auf eine Integra-Förderung gemacht. Dass das Integra-Programm nun mit knapp 30.000 Euro die Kosten für fünf Monate Sprach- und Vorbereitungskurse zum großen Teil stemmt, macht die Hochschule stolz. „Wir sehen uns als Multiplikator“, betont Martin. Schließlich hält der Standort Mannheim eine Partnerschaft mit 2000 Unternehmen, 200 davon im Studiengang Wirtschaftsinformatik. Neben SAP hätten nun weitere Unternehmen Interesse angekündigt, Geflüchtete zu fördern. „Sie fürchten noch den hohen Verwaltungsaufwand, aber wir haben viel vorgearbeitet“, sagt Martin.

Das Duale Studium der Wirtschaftsinformatik wurde 2015 für junge Männer und Frauen aus Irland und Ungarn eingerichtet, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Es beginnt im ersten Semester auf Englisch und stellt dann zunehmend auf Deutsch um. „Das Studium hat sich etabliert und passt zur Idee, Geflüchtete schnell zu integrieren“, sagt Martin. „Das ist für die Geflüchteten eine riesige Chance, darüber sind sie sich im Klaren und arbeiten hart“, sagt Martin.

Die meisten der Geflüchteten möchten Technik und Wirtschaft studieren

Fachwissen für die Feststellungsprüfung – Landesstudienkolleg Köthen

81 studierfähige Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan und dem Iran bereitet die Hochschule Anhalt für angewandte Wissenschaften an den drei Standorten Bernburg, Dessau und Köthen auf ein Studium vor. „Die meisten syrischen Studierenden lernen bei uns gerade für die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang“, sagt Margitta Kunze, Leiterin des Landesstudienkollegs Köthen. Wer noch keine Hochschulzugangsberechtigung besitzt, kann sich mit Integra-Förderung in zwei Semestern darauf vorbereiten, das BMBF finanziert dafür zusätzliche Plätze. Im ersten Semester lernen die Studierenden verstärkt Deutsch, im zweiten Mathematik und BWL. Am Ende steht die Feststellungsprüfung (FSP) für ausländische Studierende. „Die meisten der Geflüchteten möchten Technik und Wirtschaft studieren“, berichtet Margitta Kunze. „Dabei unterstützten wir sie.“


Eine Förderung zur richtigen Zeit

– FU Berlin

15 Stunden Deutsch und zehn Stunden Mathematik, Physik und Biologie lernen Studierende in der Woche am Studienkolleg der Freien Universität Berlin. Seit dem Wintersemester 2015 lernen hier mit Integra-Förderung 80 Studierende Deutsch, 17 Männer und sieben Frauen sind bereits in eine der Studienkollegsklassen aufgenommen. „Die Studierenden sind oft sehr begeistert und engagiert, auch wenn die Wohnsituation und häufige Behördentermine ihnen das Lernen erschweren“, sagt Stefanie Böhler, Koordinatorin des Welcome@FUBerlin-Programms. „Es ist wichtig, dass man ihnen Zeit gibt, vielleicht mehr als anderen internationalen Studierenden“, sagt sie. Für Studierende, denen zu Beginn der Sommerferien Ende Juni noch Wissen für die Prüfung im September fehlt, hat die FU an ihrem Selbstlernzentrum ein ehrenamtliches Unterrichtsprogramm am Samstag etabliert. „Den Geflüchteten gegenüber herrscht hier in allen Bereichen eine extrem positive Haltung“, sagt Dr. Herbert Grieshop, Leiter der Abteilung Internationales. Doch die Kurse sind zeit- und kostenintensiv, bisher ging die Universität mit allen Ausgaben in Vorleistung. „Wir haben aus einer inneren Überzeugung heraus gehandelt und uns auf den Weg gemacht – für die Langfristigkeit kommt ein Programm wie Integra genau zur richtigen Zeit.“

Autorin: Sarah Kanning